Die Gratwanderung des psychiatrischen Pflegepersonals bei Menschen mit suizidalen Gedanken zwischen 1920 und 1970

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.25974/enhe2023-3ende

Schlagworte:

Switzerland, 20th century, Suicide, psychiatric nursing

Abstract

Im psychiatrischen Pflegealltag befanden sich die Pflegerinnen und Pfleger in einem ethischen Dilemma zwi-schen der Überwachung und der Betreuung suizidaler Patienten. Einerseits mussten sie strenge Anweisun-gen befolgen, um Suizide zu verhindern, andererseits sollten sie die Patienten nicht unnötig einschränken und ihnen dennoch ein gewisses Maß an Freiheit lassen. Es war eine Gratwanderung zwischen Kontrolle und Vertrauen. Die Bekämpfung und Verhinderung von Suiziden wurde daher als eine sehr anspruchsvolle Aufgabe der psychiatrischen Pflege angesehen. Die Analyse historischer Quellen wie Lehrbücher, Kranken-akten, Jahresberichte der Klinik, Protokolle der Aufsichtsbehörde und Interviews mit ehemaligen Kranken-schwestern geben einen umfassenden Einblick in den Umgang mit dem Thema im 20. Jahrhundert.

Suizidversuche und Suizide können als Handlungen von Patienten interpretiert werden, um sich aus einer für sie nicht mehr erträglichen Lebenssituation zu befreien. Die psychiatrische Lehre geht davon aus, dass sich Suizide nicht absolut verhindern lassen. Sie kamen nicht sehr häufig vor. Selten wurden Krankenschwestern und -pfleger für Selbstmorde bestraft, aber dennoch fühlten sie sich schlecht und hatten auch Jahrzehnte nach solchen schweren Vorfällen Schuldgefühle. Das Risiko von Selbstmorden kann minimiert werden, wenn das Pflegepersonal gut qualifiziert ist und ausreichende Ressourcen für die tägliche Pflege zur Verfügung hat.

Veröffentlicht

2024-03-26